Hilfseinsatz im Ahrtal – 1. Tagesbericht

Da viele Unterstützer des bewegenswert e.V.  selbst sicht zum Hilfseinsatz kommen können, haben wir uns entschlossen während der kommenden Woche des Hilfseinsatzes jeden Tag einen kurzen Tagesbericht zu verfassen, um die vielen Interessierten auf digitalem Wege teilhaben zu lassen. Bewusst wollen wir euch dabei keinen ausführliche Detailbericht geben, sondern einen kurzen, ungefilterten Eindruck, um auch aus  der Ferne den Helferalltag mitverfolgen zu können.  

Im Folgenden der Tagesbericht für Montag 23. August 2021: 

“Heute morgen ging es für uns um acht Uhr los. Erster Stopp war die Station der Helfershuttle in Grafschaft. Schnell war unser Shuttle gefunden: Ein uralter weißer VW-Bus, der übersäht war mit bunten Blumen. Unsere Fahrerin brachte uns nach Mayschoss, sie hatte ihren Urlaub abgebrochen, um zu helfen. Auf der Fahrt sahen wir das ganze Ausmaß der Verwüstung. Allen von uns waren die Bilder aus den Medien bekannt, aber die abgerissenen Brücken, die in der Luft hängenden Bahnschienen und die leerstehenden Häuser ließen uns sprachlos zurück. Angekommen an unserem Zielort wurden wir eingeteilt. Eine Gruppe säuberte den Weinkeller von Schlammresten, die hartnäckig an der Wand und dem Gewölbe hingen. Die andere Gruppe half beim Säubern der Weinflaschen. Insgesamt müssen vor Ort ca. 800.000 Flaschen vom Schlamm befreit werden. Sie haben die Flut überlebt und der Verkauf sichert die Existenz der Winzer. Über die Hälfte hatten Freiwillige und Eigentümer*innen vor uns schon geschafft und auch durch unsere Hände gingen heute viele Weinflaschen. Eine Waschstraße wurde aufgebaut und in den letzten Wochen optimiert. Erst wurden die Flaschen am Verschluss und am Boden von Hand gereinigt; dann in eine Maschine gegeben, die den Dreck rundum abbürstet und trocknet und danach von Hand sortiert. Nebenbei ergaben sich immer wieder Gespräche z.B. mit anderen Freiwilligen. Viele sind an diesem Tag gekommen und packten mit an. Mittags saßen wir dann bei einem gemeinsamen Mittagessen, das für uns bereitgestellt wurde. Dankbar machten wir eine kleine Pause. Ein Wasserwerfer der Polizei zog unsere Blicke auf sich. Er fuhr die behelfsmäßige Straße entlang. Plötzlich ertönt über das Mikrofon: „Guten Appetit! Lasst es euch schmecken!“ Schmunzeln bei allen Helfern und Helferinnen. Ich lasse meinen Blick über die Menschen schweifen: Feuerwehrler, THWler, Rotes Kreuz und viele Freiwillige aus unterschiedlichen Orten. Einige Namen und Geschichten kenne ich am Ende des Tages und die Verabschiedung ist herzlich. Noch herzlicher der Dank derer, denen wir geholfen haben. So macht helfen Spaß.”

Tagesbericht von Sandra